Unsere Kommunikation, Unterhaltung & Marketing breiten sich zunehmend auf die sozialen Netzwerke aus. Alles basiert auf Likes & Follower-Engagement; wer nicht über einen Onlineauftritt verfügt, wird müde belächelt. Online zu sein ist in. Es lebe das digitale Leben. Oder?
Ständig erreichbar zu sein, wird vorausgesetzt – Wehe, du schreibst nicht binnen 10 Minuten auf die letzte WhatsApp Nachricht zurück. Die Welt dreht sich schnell; wenn du nicht gleich reagierst, könntest du etwas Wichtiges verpassen.
Gibt es „zu viel online“?
Nun denkst du dir wahrscheinlich: „Wieso schreibt Niko denn darüber? Schließlich ist er doch derjenige, der ständig Blogartikel schreibt, Videos veröffentlicht, Instagram-Pics teilt, und dir in den Snapchat Stories Einblicke hinter die Kulissen gibt. Widerspricht sich doch, oder?“
Jein. Natürlich sehe ich in den vielen digitalen Möglichkeiten, die uns die Technik bietet, große Chancen, die ich über den Blog, Business, Kommunikation auch nütze. Doch ebenso bedeutet dies nicht, dass man sich dabei blind hineinstürzen sollte, wie man das häufig beobachten kann. Neben dem ganzen Hype über die Möglichkeiten, welche der ständige Zugang zu Onlinemedien und Netzwerken bietet, beschäftigen sich zunehmend Studien & Experten mit möglichen Nachteilen, Gefahren & Langzeitauswirkungen, die damit einhergehen können. Man hört es auch überall – Menschen klagen über zuviel Stress, Burn-Out ist quasi Standard geworden. Gibt es vielleicht doch ein „zu viel online“?

Unplug & Reload: Abschalten & Batterien aufladen
Hier knüpfe ich mit einer persönlichen Story an: Vorgestern war ein etwas mühsamer Tag. Ich kam gerade von einem 8 km Lauf an der Mur zurück, den ich dringend notwendig hatte, nachdem ich den ganzen Vormittag nur durch Lernen & Arbeiten an den Schreibtisch gefesselt war, und mir gefühlt schon die Decke auf den Kopf fiel. Ich merkte also – höchste Zeit rauszugehen, und den Kopf frei zu bekommen. Spannenderweise stolperte ich beim Zurückkommen in eine interessante Veranstaltung auf der Grazer Murinsel, die unter dem Namen „Unplug & Reload“ in Form einer Podiumsdiskussion über die Bühne ging. Als Gastsprecher eingeladen waren zahlreiche UnternehmerInnen der Grazer Kreativwirtschaft, die im Opening Talk genau über diese Thematik sprachen, darunter etwa:
- Veränderungen in Privatleben & Business, die mit der Digitalisierung einhergingen
- Ihre persönliche Balance zwischen digitaler & „echter“ Welt
- Wie „Unplug & Reload“ im Alltag umgesetzt werden kann.
Ich fand die Diskussion sehr spannend, und fand mich durchaus bei dem einen oder anderen Punkt angesprochen (meine Gedanken dazu findest du in diesem und diesem Video). Keine leeren Worte, kein pseudo-esoterisches Gerede, sondern gestandene UnternehmerInnen, die aus der Praxis über die Wichtigkeit ihrer digitalen Erholungsphasen bescheid wissen, ohne die ihr Business (und Privatleben) wohl über kurz oder lange zusammenbrechen würden. Eine gelungene Aktion, die in Zukunft hoffentlich noch vertieft wird!
Hier bekommst du einen kurzen Einblick in das Event:
Passend dazu fand ich heute auch einen Artikel von Michael Hyatt, einem meiner Lieblingsblogger, der sich bereits vor über 5 Jahren mit der „Unplug“ Thematik auseinandersetzte und seine Gedanken dazu niederschrieb. Wir sehen also, dass dies kein überraschend neues Phänomen ist; ich denke nur, dass die Auswirkungen den Leuten nach und nach bewusster werden, da auch Intensität & Nutzung der digitalen Geräte und Medien ständig steigen. Anbei der Artikel:
https://michaelhyatt.com/how-i-unplugged.html
Wieviel „Offline“ brauchst du für „Online“?
Jetzt haben wir also den Widerspruch: Online sein, und damit die Chancen der Digitalisierung wahrnehmen können, dabei aber auch zusätzlichem Stress & Stimulanz ausgesetzt zu sein, oder Offline zu gehen, diese Risken zu vermeiden, dafür aber auch alles scheinbar „zu verpassen“?
Ich denke, die Antwort kann hier nicht allgemeingültig gegeben werden; weder kann man die Digitalisierung verteufeln, noch sollte man ihr uneingeschränkt Tag & Nacht „daueronline“ widmen. Was ich jedoch aus persönlicher Erfahrung und Beobachtung sehe, ist, dass vielen Menschen – zumindest für einige Stunden, besser auch länger – eine Pause mal durchaus gut tun würde. Als bestes Beispiel: Ich finde es tragisch (und auch respektlos), wenn nicht mal mehr die gemeinsame Essenszeiten ohne iPhone & co. verbracht werden können, wenn der Chat über die Messenger Dienste die persönlichen Gespräche am Tisch ersetzt.

Umgekehrt muss ich auch sagen, dass ich die technischen Möglichkeiten nicht missen möchte und nicht darauf verzichten werde, als diese weiterhin zweckgewidmet und sinnvoll einzusetzen – Ich denke, dass sich dies nicht ausschließt, hier nur ein größeres Bewusstsein geschaffen werden muss, und man sich über die positiven Aspekte, als auch potentielle negative Seiten im Klaren sein sollte, welche die exzessive Nutzung hervorrufen kann.
Der Körper ist schließlich keine Maschine, die man unentwegt arbeiten lassen kann. Diese Parallele findet man ebenso im Training, wo Muskelwachstum zum Reiz ebenso Ruhephasen & Regeneration verlangt, oder beim Studieren, wo stundenlanges „Bulimie-Lernen“ selten nachhaltiges Wissen festigt, dieses erst in den Pausen und im Schlaf ordentlich verarbeitet wird.
Das gleiche gilt wohl für jedes nachhaltige Onlineprojekt – es gibt Zeiten, in denen man hart arbeitet, Content produziert & liefert, diesen promotet, und danach Zeiten, wo man sich wieder auf sich selbst konzentriert, und die eigenen „Batterien“ für die folgenden Aufgaben auflädt.
Wenn du also manchmal das Gefühl hast, ständig unter Druck zu sein, dauernd irgendwelche Notifications nerven, oder du dich dabei ertappst, die ganze Zeit auf Facebook, Instagram & Snapchat neue Likes und Nachrichten zu checken, dann solltest du mal einen vorübergehenden „Unplug“ in Betracht ziehen und einfach mal Pause einlegen.
Soweit meine Gedanken dazu – und damit geht’s ab offline ;-). Ich wünsche dir einen schönen Abend!
Niko