Nachdem ich in den letzten Jahren sehr viel Gutes über das Event gehört hatte und mich vom Thema enorm angesprochen fühlte, half ich dieses Jahr als Volunteer bei den Events Pioneers GovTech und Pioneers’18 mit, das unter dem Thema „Blurred Frontiers“ stand. Im heutigen Artikel möchte ich dir meine Erfahrungen schildern und meine Key-Take-Aways vom Event mitgeben.
Blurred Frontiers – Die Grenze zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz verschwimmt
Das Motto „Blurred Frontiers“ (Verschwommene Grenzen) fand ich für die Themenwahl sehr gut gelungen – Künstliche Intelligenz (AI) ist in aller Munde und obwohl sich in dem Bereich schon sehr viel tut, bekommt man als durchschnittlicher Mensch außerhalb der Szene doch eher wenige genaue Einblicke, was hier passiert. Eine gute Chance also, dies aufzuholen und mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen.
Vergangenheit trifft Zukunft – Die Hofburg
Schon beim Eingang in die Wiener Hofburg, die es als Eventlocation sehr gut verstand, eine Verbindung aus alter, kaiserlicher Tradition und moderner Technologie herzustellen, merkte ich, dass hier eine ganz besondere Atmosphäre herrschte. Alles wirkte sehr professionell, die Registrierung erfolgte schnell und unkompliziert mittels Chipband am Handgelenk. Es war schon sehr viel los, die Gäste informierten sich interessiert bei den vielen Ständen, nutzten die Gelegenheit in der Lounge zum Netzwerken oder gingen zu den ersten Vorträgen. Dazwischen konnte ich viele meiner Volunteers Kollegen sehen, die in ihren roten T-Shirts aus der Menge herausstachen und für einen reibungslosen Ablauf des Events sorgten.

Pioneers never follow – Mutig in die Zukunft
Besonders gut gefiel mir dabei der Spruch, der auf den T-Shirts abgedruckt war:
„Pioneers never follow.“
Das finde ich insofern sehr kraftvoll, weil es enorm viel über die geistige Ausrichtung der Menschen und des Events aussagt. Wie Pioniere, die mutig in neue, unbekannte Felder vorstoßen, obwohl sie (oft) noch nicht wissen, was sie dort erwartet; jedoch motiviert sind, Möglichkeiten sehen, etwas Neues schaffen und so die Welt zu verbessern wollen.
Im Alltag außerhalb des Events ist es mir schon einige Male passiert, dass ich meine Ideen, Ziele und kreativen Denkansätze gegenüber anderen Menschen verteidigen musste, die außer Zweifeln, Angst und Negativität keinerlei Verständnis für solche Dinge hatten – hier fühlte ich mich aber einfach verstanden.
2.500 Visionäre, Executives, Investoren und Journalisten auf einem Ort – eine gute Voraussetzung für geniale Ideen und Projekte.

Hands-on: Die Start-Ups
Ich beschloss mich also umzusehen und mit einigen Menschen auszutauschen. Dazu ging ich zu den Ständen der StartUps, die ihre Ideen und Prototypen präsentierten und zum Testen bereitstellten.
So probierte ich etwa eine Brille auf, die mich in ein virtuelles Abenteuer versetzte, in dem ich über schmale Stege über Lava balancieren musste, um Diamanten und Goldnuggets zu finden. Kameras erfassten meine Bewegungen durch den Raum und übertrugen sie in das Abenteuer, ebenso folgte jeder kleinen Kopfbewegung eine entsprechende Reaktion, wenn ich mich umsah. Ebenso faszinierend, wie unterhaltsam.
Ein zweites Start-Up, das ich mir genauer ansah, beschäftige sich mit der Analyse von DNA Sequenzen, wo diese mit künstlicher Intelligenz auf potentielle Krankheiten untersucht werden. Eine sehr tolle Idee, die besonders für die Prävention, Früherkennung und Heilung vieler unserer Krankheiten dienen soll – leider ist der Preis mit ca. € 10.000,- für die Analysen noch recht hoch, wie bei den ersten Computern früher wird es also noch etwas dauern, bis die Möglichkeiten wirklich serienreif und erschwinglich für die breite Masse werden. Ich hoffe jedenfalls darauf.

Pitch me, baby – or get roasted!
Danach sah ich mir einige Pitching Formate an, wo Start-Ups ihre Ideen vor großem Publikum präsentierten und vor der Jury verteidigen mussten, deren Job es war, sie zu „roasten“ (Name des Events: „Roasted“). Die meisten der Start-Ups waren aber schon sehr geübt im Präsentieren und konnten ihrerseits mit guten und pointierten Antworten beeindrucken.
Besonders gefiel mir hier ein Start-Up, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, mit Grillenmehl eine billige und unkomplizierte Alternative für neue Proteinquellen zu etablieren, um so die Abhängigkeit von ressourcenbedürftigen Lebensmitteln wie Rindfleisch zu beenden und eine bessere Versorgung mit nährstoffreichen Lebensmitteln weltweit (etwa auch in Entwicklungsländern) zu ermöglichen.

Danach beschloss ich, einige Vorträge anzuhören.
It’s all about Leadership – Was zeichnet moderne Führungspersönlichkeiten aus?
Ich war sehr erfreut, als ich sah, dass von meiner Lieblingsmeditationsapp mit Dr. Megan Jones Bell die Chief Science Officerin von Headspace gekommen war, um in einem spannenden Vortrag über die „Power of Mindful Leadership“ zu sprechen. Während in der durchschnittlichen Bevölkerung Meditation noch häufig mit Unseriösität, Esoterik oder Religion assoziiert wird, äußerten sich zahlreiche CEO und Führungsträger äußerst positiv darüber und bekannten sich selbst dazu, regelmäßig eine Form von Achtsamkeitsübung zu machen, was insbesondere bei der Vermeidung von Stress und der Stärkung der Konzentration sehr hilft. David Bishop (u.A. für Sony Pictures Home Entertainment and MGM Worldwide Home Entertainment leitend tätig gewesen) erzählte etwa, seit über 40 Jahren zweimal am Tag zu meditieren – da habe ich mit meinen über 300 Tagen Erfahrung noch sehr viel Zeit vor mir 😉 ).
Ebenso gab in einer Umfrage etwa die Hälfte der Zuschauer im Raum an, regelmäßig mit Headspace zu meditieren. Highlight des Vortrags war schlussendlich eine gemeinsame, geführte 5-minütige Meditation.

Ein weiteres Highlight war die Rede von David Bishop, der neben über die „Next Generation of Leaders“ sprach. Es ist sehr stark bemerkbar, wie sich Unternehmenskulturen zunehmends wandeln und sich alte, streng hierarchische Strukturen zunehmend schwer tun, gegenüber neuen, flexiblen Modellen, die auf Netzwerken beruhen, zu bestehen.
„This new mode of organization – a “network of teams” with a high degree of empowerment, strong communication, and rapid information flow – is now sweeping businesses and governments around the world.“
– Deloitte, Future of Work 2017
Ebenso wird hervorgehoben, dass die Wertschätzung der Mitarbeiter einen der höchsten Stellenwerte haben sollte – mir ist nicht verständlich, warum dies früher nicht so war. Empathie, ein umfassendes Interesse, Neugier und 360° Denken sind weitere zentrale Pfeiler, die die Next Generation of Leaders auszeichnen soll. Ich denke, dass dies ein richtiger Ansatz ist – denn im Endeffekt geht es darum, die Menschen unter einer gemeinsamer Vision zu sammeln, sie zu motivieren, dass sie von sich aus gerne tätig werden und etwas schaffen wollen, anstatt unproduktiv und unmotiviert 8 Stunden am Tag im Büro abzusitzen und sich aufs nächste Wochenende freuen.

Die Abschlussshow
Das grandiose Finale fand schließlich in der Arena, dem größten Saal mit 6 riesigen Leinwänden statt.
Die besten 8 Start-Ups hatten hier nochmals die Gelegenheit alles zu geben und vor der Jury und dem Publikum zu pitchen. Mit SzeleSTIM gewann schließlich ein Wearable, das Anwendern mit chronischen Schmerzen eine deutliche Reduktion dieser verspricht – wieder ein gutes Beispiel, wie Technik unser Leben bereichern kann.

Mein persönliches Highlight war schließlich die Präsentation von AIVA – einem Artificial Intelligence Virtual Artist, einem Algorithmus, der Soundtracks analysiert und auf Basis dieser Daten und Wahrscheinlichkeiten berechnet, wie die Songs vermutlich mit den nächsten Tönen fortgesetzt werden. Das Faszinierende dabei: Damit ist es möglich, ganze Kompositionen rein durch künstliche Intelligenz zu erschaffen! Zum Abschluss wurde ein offizieller Pioneers’18 Soundtrack präsentiert, der in jedem großen Hollywood Film seine Berechtigung gefunden hätte.
Es war deutlich zu merken, wie das Publikum spürbar beeindruckt und gefesselt war – und angesichts dieser technischen Möglichkeiten berechtigte Gedanken und Fragen aufkamen, ob bzw. wann es möglich wäre, dass Menschen in ihrer Arbeit durch Künstliche Intelligenz vollkommen ersetzt würden.
Das wird zwar vorerst wohl nicht geschehen; sehr wohl dachte ich mir dabei aber, wie sinnlos es tatsächlich ist, dass viele Menschen durch das noch immer vorherrschende „klassische Karrieredenken“ bloß in Ausbildungen und Jobs sind, um etwas Geld zu verdienen. „Weil man das eben so macht“, und es von ihnen erwartet wird, einem Job nachzugehen, sie dadurch aber extrem unglücklich werden und Arbeiten verrichten, die teilweise sicherlich leicht in Zukunft effizienter durch AI erledigt werden können.
Es macht einfach keinen Sinn, seine Zeit mit etwas zu verbringen, das einen nicht erfüllt.
Zum Abschluss gab es noch eine tolle Tanzvorführung unter dem Motto „Let Me Learn From You“, wo die Bewegungen der Tänzer erfasst und von Robotern und Simulationen eindrucksvoll nachgeahmt wurden.
Fazit Pioneers’18: Ein extrem gelungenes Event
Alles in allem kann ich sagen, dass ich von der Veranstaltung, der Qualität der Vorträge, der professionellen Organisation und dem Teamgeist enorm beeindruckt war und froh bin, als Volunteer Teil der Veranstaltung gewesen zu sein. Es ist schön, an einem Ort zu sein, wo viele Menschen gemeinsam motiviert an der Zukunft arbeiten und ihre Visionen, Ideen und Träume umsetzen und – im wahrsten Sinne des Wortes – als Pioniere vorangehen. Nächstes Mal gerne wieder!
Bis zum nächsten Mal, Niko
