Disclaimer: In diesem Artikel gehe ich nicht auf grundlegende, politische oder religiöse Diskussionen ein, die in der Medienwelt abgehandelt werden – ich konzentriere mich auf meine Erfahrungen und die Learnings, die ich für meine Persönlichkeit aus einem gemeinsamen Pfingst- & Ramadan Fest mit Christen und muslimischen Flüchtlingen in Poreč gezogen habe.
Einleitung
Ich wusste nicht genau, worauf ich mich einließ, als ich von einem befreundeten Flüchtlingsseelsorger gefragt wurde, ob ich an einem gemeinsamen Pfingst- & Ramadanfest mit ihm und muslimischen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak teilnehmen möchte.
Schließlich hatte ich nicht wirklich einen Bezug dazu.
[click_to_tweet tweet=“‚Das würdest du sonst wohl nicht machen.‘, dachte ich mir, ‚deswegen solltest du es jedenfalls machen!‘ #komfortzone #challenge #abenteuer #herausforderung“ quote=“‚Das würdest du sonst wohl nicht machen‘., dachte ich mir, ‚deswegen solltest du es jedenfalls machen!‘ „]
Weil ich aber wusste, dass er bereits in der Vergangenheit sehr tolle Veranstaltungen und Reisen organisiert hatte und ich ihm vertraute, war ich neugierig geworden, beschloss zuzusagen und mich darauf einzulassen.
Dabei durfte ich interessante Erfahrungen machen und möchte 3 Erkenntnisse davon mit euch teilen.
„Das würdest du sonst wohl nicht machen“., dachte ich mir, „deswegen solltest du es jedenfalls machen!“
Erkenntnis 1: Wir reden gerne über Dinge, anstatt uns mit ihnen zu beschäftigen
Bereits die Autofahrt nach Poreč war ein Erlebnis für sich – ich, der Pater und seine 3 Flüchtlinge gemeinsam über 5 Stunden in einem Auto. Zum ersten Mal hatte ich mit Muslimen nicht nur oberflächlichen Kontakt, sondern konnte sie im persönlichen Gespräch besser kennenlernen und Tiefgründiges über sie, ihre Kultur, ihre Herausforderungen und Interessen lernen.
Gemeinsame Erlebnisse verbinden eben; die Autofahrt war absolut unterhaltsam. Dabei war ich wirklich überrascht, wie gut sie Deutsch sprachen, auch wenn sie meine akademische Sprache nicht immer gleich verstanden.
Obwohl ich mich selbst sehr objektiv bez. der Berichterstattung in den Medien einschätzte, merkte ich, wie ich mich von gewissen Nachrichten in der Vergangenheit negativ prägen ließ und nun manche Vorurteile abbauen musste – weil sie einfach nicht stimmten.
Die drei (17, 19 und 20 Jahre jung) waren weder faul, noch unhöflich oder kriminell, ganz im Gegenteil – Ich behaupte, dass sich einige Menschen in unserer Gesellschaft etwas von ihrem Fleiß, ihrer Höflichkeit und Menschlichkeit abschauen könnten.
Dies lässt sich aber nicht nur im Bezug auf Menschen, sondern auch auf andere Dinge übertragen: Menschen lieben es, über Dinge zu reden, anstatt sich wirklich selbst mit ihnen zu beschäftigen (man denke nur an die vielen Ratschläge selbsternannter „Experten“) – weil es leichter und angenehmer ist.
Um etwas wirklich zu verstehen, muss man sich meiner Meinung aber selbst damit intensiv auseinandersetzen – anders geht es nicht, weil es gewisse Facetten gibt, die man anders nicht verstehen und erleben kann.
Das ist beim Training, beim Lernen oder beim Arbeiten auch nicht anders, Oberflächlichkeit bringt hier nichts.
[click_to_tweet tweet=“Menschen lieben es, eher über Dinge zu reden, anstatt sich wirklich selbst mit ihnen zu beschäftigen – weil es unangenehm ist. #hardwork #effort #extrameile“ quote=“Menschen lieben es, eher über Dinge zu reden, anstatt sich wirklich selbst mit ihnen zu beschäftigen – weil es unangenehm ist.“]

Erkenntnis 2: Wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr – First World Problems
Während ich konzentriert am Steuer saß, durfte ich das Lieblingswort von Asan, einem der Dreien kennenlernen: „Wiese“.
Er war absolut fasziniert von der grünen Landschaft, den endlosen Weiten und Bergen, die sich entlang unseres Weges an der Autobahn in Richtung Süden schlängelten.
„Schau diese grüne Wiese!“, sagte er, „Sie ist so schön!“.
Eine ähnliche Natur kennt er aus seiner Heimat in Syrien nicht, er war total außer sich vor Begeisterung über die Schönheit der Natur hier.
Ich bewunderte ihn, wie er „im Moment war“ und sich daran erfreute – wie oft haben wir diese Dinge vor unseren Augen und sehen sie aber gar nicht, weil sie selbstverständlich für uns sind?
[click_to_tweet tweet=“Wie oft haben wir Dinge vor unseren Augen, die wir aber nicht sehen, weil sie so selbstverständlich für uns sind? #achtsamkeit #aufmerksamkeit “ quote=“Wie oft haben wir Dinge vor unseren Augen, die wir aber nicht sehen, weil sie so selbstverständlich für uns sind?“]
Dadurch habe ich wieder ein Stück mehr gelernt, dankbar für die vielen Dinge zu sein, die ich um mich habe – Umstände, die sich andere bloß wünschen können.

Erkenntnis 3: Theoretisch gibt es sie nicht – aber die gläserne Wand existiert
Wirklich schockiert war ich über die Reaktion anderer auf die reine Präsenz der drei Burschen.
Egal, ob im Lokal oder auf der Straße beim Spazieren – ich konnte die Blicke der Menschen deutlich spüren, als ob sie sagten: „Ihr seid anders, ihr gehört nicht hierher!“.
Ich wurde darauf auch angesprochen, „wie ich zu den dreien gekommen sei?“ und merkte, dass tatsächlich eine gläserne Wand existiert, die von vielen zwar verneint wird, aber die Integration in der Realität deutlich erschwert.

Ein Grund mehr, der für den persönlichen Austausch und das gegenseitige Kennenlernen spricht. Und da gehört es im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung auch dazu, mal auf andere Menschen zuzugehen.
Hier ein Bild von uns vor dem Aufbruch.
Fazit
Nach dieser Reise habe ich drei Erkenntnisse gesammelt, die ich davor nicht in dieser Weise erwartet hätte. Es war jedenfalls eine gute Entscheidung und sinnvoll, mich auf diese unerwartete Reise einzulassen. Alles in allem war es sehr erholsam, lehrreich und schön, gemeinsam im Rahmen der Feste Pfingsten bzw. Ramadan zu feiern und uns dabei gegenseitig besser kennen- und verstehen zu lernen.
Eine echte Herausforderung, aus der Komfortzone hervorzutreten, die sich absolut bezahlt machte.
Ich nehme für mich mit, dass es wichtig ist, sich mit Dingen und Menschen zu beschäftigen, anstatt bloß über sie zu reden, weil es Facetten gibt, die man anders einfach nicht verstehen kann.
Weiters habe ich gemerkt, wie gut es tut, einfach „dankbar“ für das zu sein, was ich habe.
Denn dadurch gewinnt das Leben – meines und jener anderer – unglaublich an Qualität, es erlaubt mir, für meine Mitmenschen da zu sein, wenn ich selbst „ganz“ bin.
Hast du schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
Bis bald, Niko